25. November 2022

Vor COVID-19 mussten die Hersteller sich um ihre Beschaffungsstrategien noch kümmern, aber sie hatten sicherlich andere Prioritäten und einen größeren Spielraum als heute. Die meisten konzentrierten sich auf die Kostenreduzierung und mussten nicht jede Woche Entscheidungen in Sekundenbruchteilen treffen. Und auch wenn wir uns von den extremen, hochintensiven Situationen, die viele Unternehmen zu Beginn von COVID-19 erlebten, entfernt haben, bewegen wir uns nun auf die "neue Normalität" zu. Das heißt, relativ gesehen, ein hart umkämpftes Rennen um die Optimierung der Lieferkette.

Die Hersteller haben aus den Erfahrungen der letzten Jahre gelernt (und tun dies auch weiterhin!) und tun alles in ihrer Macht Stehende, um die Agilität der Lieferkette so schnell wie möglich zu erhöhen. Für die meisten bedeutet dies, dass sie ihre Beschaffungsstrategie neu definieren müssen, um sicherzustellen, dass alle Lieferantenbeziehungen strategisch aufgebaut sind und sowohl größeren als auch kleineren Störungen standhalten können.

Was ist strategisches Sourcing?

Strategisches Sourcing ist eine gründliche und langfristige Beschaffungsstrategie. Es erfordert Analysen auf verschiedenen Ebenen, um die Rentabilität zu steigern und die Agilität zu erhöhen. Strategisches Sourcing und (strategische) Beschaffung sind also ein und dasselbe. Im Allgemeinen sind dabei erforderlich:

  • eine gründliche Analyse des Marktes,
  • eine detaillierte Studie aller aktuellen und potenziellen Lieferanten,
  • eine umfassende Analyse der Lieferkette sowohl auf operativer als auch auf finanzieller Ebene.

Alle diese Aktivitäten sind fortlaufend.

Angesichts der jüngsten Ereignisse suchen viele Hersteller nach einem strategischen Beschaffungsprozess, um die Kosten zu senken und sich für einen langfristigen Erfolg zu rüsten. Mit strategischem Beschaffungsprozess sind Hersteller in der Lage, potenzielle Risikofaktoren zu identifizieren und Beschaffungspläne zu entwickeln, die diese abmildern. Kurz und bündig, die strategische Beschaffung ist notwendig, um die Agilität zu erhöhen und auf externe Faktoren reagieren zu können.

Single Sourcing vs. Multiple Sourcing

Ein immer wichtigerer Aspekt der strategischen Beschaffung ist die Diversifizierung Ihrer Quellen. Oder mit anderen Worten: Legen Sie nicht alle Eier in einen Korb. Dies geht einher mit der obigen Erläuterung der strategischen Beschaffung und der aktuellen Marktlage. Diese zwingen immer die Hersteller auf das Beste zu hoffen, aber für das Schlimmste zu planen. Nach und nach wird im strategischen Sourcing Prozess eines jeden Herstellers die vollständige Abhängigkeit von einem einzigen Lieferanten beseitigt und stattdessen eine Strategie der Mehrfachbeschaffung eingeführt.

Single Sourcing
Single Sourcing oder Einzelbeschaffung ist eine Fertigungsstrategie, bei der sich ein Hersteller für einen oder mehrere Rohstoffe, die für die Herstellung des Endprodukts benötigt werden, auf einen einzigen Lieferanten verlässt. Im Gegensatz zur Sole Sourcing (alleinige Beschaffung), bei der es nur einen einzigen Lieferanten gibt, der den betreffenden Artikel herstellt, beruht die Einzelbeschaffung nicht auf einer Notwendigkeit. Auch wenn (viele) andere Lieferanten zur Verfügung stehen, entscheidet sich der Hersteller dafür, sein gesamtes Geschäft an eine Partei zu vergeben.

Der Grund dafür kann unterschiedlich sein, aber der Preis ist der häufigste. Hersteller entscheiden sich oft für Single Sourcing Strategie, wenn sie Produkte aus Entwicklungsländern kaufen - kein anderer Anbieter kann den Preis halten oder diesen unterbieten. Das Problem bei der Einzelbeschaffung ist, dass es keinen Ausweichplan gibt. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Komponenten für die Produktion entscheidend sind. Das Risiko ist hoch.

Multiple Sourcing

Bei der Mehrfachbeschaffung oder Multiple Sourcing unterhält ein Hersteller Geschäftsbeziehungen zu mehreren Lieferanten, die alle in der Lage sind, einen (oder mehrere) für das Endprodukt benötigte Rohstoff(e) zu produzieren. Die Strategie der Mehrfachbeschaffung beschäftigt sich aus vielen Gründen mit einem geringeren Risiko:

  • einer geringeren Abhängigkeit von einem einzelnen Lieferanten,
  • einer größeren Verhandlungsmacht aufgrund des stärkeren Wettbewerbs,
  • einer geringeren Wahrscheinlichkeit, dass es zu Komplikationen bei Angebot und Nachfrage kommt.

Im Gegensatz zur Singe Sourcing ermöglicht die Multiple Sourcing den Herstellern eine Diversifizierung ihrer Bezugsquellen und damit eine Risikominderung. Dies ermöglicht den Hersteller, denselben (oder einen ähnlichen) Artikel von verschiedenen Lieferanten an mehreren Standorten zu beziehen, und damit die Risiken zu senken. Die Wahrscheinlichkeit von Unterbrechungen wird deswegen sehr gering.

 Die Bedeutung der strategischen Beschaffung

Obwohl es Hinweise darauf gab, dass ein natürliches Hindernis wie die COVID-19-Pandemie eintreten könnte, sah sie niemand kommen und niemand war darauf vorbereitet. Als die ersten Ausbrüche des Coronavirus in Wuhan entdeckt wurden, musste die gesamte Produktion in China kurz darauf eingestellt werden. Für die meisten Hersteller war dies ein Schock, und sie haben inzwischen erkannt, dass sie sich einen weiteren Rückschlag dieses Ausmaßes nicht leisten können.

Die Pandemie weckte ein verstärktes Bewusstsein für die Dringlichkeit einer Optimierung der Lieferkette. Insbesondere wurde es zur Priorität im Hinblick auf die Beschaffung. Heute geht es den Herstellern in erster Linie immer noch um die Senkung der Lieferkettenkosten. Doch interessieren sie sich auch dafür, wie sich ihre Entscheidungen auf die Agilität und Widerstandsfähigkeit der Lieferkette auswirken. Strategische Beschaffung ermöglicht es den Herstellern, jedes dieser Probleme gleichzeitig anzugehen.

Die Bedeutung der strategischen Beschaffung liegt darin, dass sie alles zusammenführt - Markttrends, Lieferantenanalysen, Lieferkettenkosten, Betriebsabläufe und vieles mehr - und es den Herstellern ermöglicht, agile Methoden einzusetzen. Strategisches Sourcing beginnt mit der Digitalisierung aller Dokumente, die in und aus der Lieferkette fließen. So erhalten Sie einen transparenten Überblick und wertvolle Daten, mit denen Sie potenzielle Risiken und Möglichkeiten zur Kosteneinsparung erkennen können.